Der Wolf der nie schläft

image

Dabei vervollkommnte er seine eigenen Erfahrungen und bald schon war er im Dschungel geschickter als seine Eingeborenen Lehrmeister, die ihm den ehrenvollen Namen “Impeesa” gaben: “Der Wolf, der nie schläft.” Während er tagsüber den blutrünstigen Häuptling jagte. schrieb er nachts am Lagerfeuer sein Buch “Aids for Scouting” (wörtlich: “Hilfen zum Pfadfinden”), in dem er kurz und bündig zusammenfasste, was er in Indien und Afrika an Waldläufergeheimnissen gelernt hatte.

Als das Manuskript 1897 fertig war, gelang es Baden-Powell endlich den Aschanti-Häuptling Pempreh gefangen zu nehmen, doch er ließ ihn nicht hinrichten, Blutvergießen war Baden-Powell ein Gräuel. Der Häuptling zog ins Exil – und wurde ein Freund und Verehrer des Mannes, der ihn überwunden hatte. Biss Baden-Powell seine Pfadfinderbewegung für Jugendliche gründete, war Pempreh einer der ersten afrikanischen Pfadfinderführer! Doch ich greife voraus. Noch aber dachte Baden-Powell nicht an eine Jugendbewegung. Noch schreiben wir das Jahr 1896.

Seine Fähigkeiten und Begabungen sprachen sich bei den Militärs schnell herum, und so wurde er bald als Ausbilder und Lehrer für junge Soldaten herangezogen. Außerdem versuchte er in jedem Land, in das er kam, die Naturtechniken und Lebensweisen der Einwohner kennen zu lernen. Man beauftragte ihn mit der Ausbildung der Einheit der “Scouts”, der Pfadfinder, die nicht im offenen Kampf eingesetzt wurden, sondern die das gegnerische Lager auskundschaften mussten – mit List, Lautlosigkeit, Tarnung und Tricks. nach Art der Indianer, Trapper oder Waldläufer.

Für Baden-Powell war dies eine neue, aber schöne Aufgabe, sein Wissen an die Jungen weiter zu geben. Dazu wandte er aber nicht die damals üblichen Methoden des militärischen Drills an, sondern versuchte seine Schüler für ihre Aufgaben zu begeistern, ihnen das Wissen spielerische beizubringen und ihnen selbst Verantwortung zu übertragen. Ein Schlagwort seiner damals neuen Unterrichtsmethoden: “Learning by doing”, deutsch: “Lernen durch Tun”.

Für diese Ausbildungszwecke schrieb BiPi ein Buch mit dem Titel “Aids for Scouting”, deutsch: “Hilfen für Pfadfinder”. Das Buch war allerdings nur für den militärischen, dienstlichen Gebrauch herausgegeben worden. Doch BiPi erlebte eine Überraschung. Sein Buch wurde von Kindern und Jugendlichen in England mit Begeisterung gelesen und wurde so zum Bestseller.

So kam BiPi allmählich auf die Idee einer nicht-militärischen Jugendausbildung nach seinen Methoden. Das Buch “Kim” des berühmten indischen Dichters Rudyard Kipling bestärkte ihn in seinen Ideen.